Artikel in der „Rheinpfalz“ vom 26.10.2011-11-17
Zur Person Professor Erika Rosenberg, geborene Band,
wurde 1951 in Buenos Aires/Argentinien geboren. Dorthin waren ihre Eltern
wegen ihrer jüdischen Abstammung 1936 aus Berlin vor den Nazis geflohen. Sie
ist Autorin und Übersetzerin mehrerer Bücher, Historikerin, Journalistin,
Dozentin. Die Biographin von Oskar und Emilie Schindler (Schindlers Liste)
arbeitet unter anderem im argentinischen Auswärtigen Amt. 1990 lernte
Rosenberg Emilie Schindler kennen. Als deren Freundin betreute sie diese bis
zu ihrem Tod in Deutschland am 5. Oktober 2001. Ihr Mann Oskar war 1974
verarmt in Hildesheim gestorben. Der Holocaust, der rund sechs Millionen Juden den Tod brachte, sowie
das Wirken des Unternehmers Oskar Schindler und seiner Frau Emilie waren am
Montag Thema eines fast zweistündigen Vortrags von Professor Erika Rosenberg.
Die in Buenos Aires geborene Tochter aus Nazi-Deutschland geflohener Juden
referierte im protestantischen Dekanat in Germersheim vor rund 110
Weizsäcker-Realschülern. |
Rosenberg erzählte, dass die Nationalsozialisten ihre Familie verfolgt und fast ausgelöscht haben, nur wegen ihres Glaubens. Die Autorin hat Emilie Schindler kennen gelernt und zwei Bücher über sie geschrieben. Emilie Schindler ist die Frau des Unternehmers Oskar Schindler, der durch die Verfilmung seines Lebens in dem Hollywood-Streifen Schindlers-Liste berühmt wurde. Schindler wird als schillernder Unternehmer, Kriegsgewinnler und Lebemann dargestellt, der nach der Heirat 1927 bis 1935 „vom Vermögen seiner Frau lebte“. Durch gute Kontakte zu den Nazis erwarb er eine Fabrik, die dann auch Rüstungsgüter herstellte. Um 1200 seiner jüdischen Zwangsarbeiter vor dem Tod im Konzentrationslager zu retten, wandte er einen Großteil seines Vermögens auf. Über den Film, den
sich die Zehntklässler zur Vorbereitung auf das Thema angesehen haben, soll
sich Emilie Schindler laut Rosenberg sehr geärgert haben, da sie nur als
betrogene Ehefrau präsentiert wurde. Emilie Schindler habe sie 1990 bei
Recherchen zu einem Buch kennengelernt. Dann sie diese ihre beste Freundin |
geworden. Emilie sei
eine mutige Frau gewesen, die zusammen mit ihrem Ehemann Oskar bereit war,
ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um Menschen zu retten. Sie allein habe 120
Juden vor der Vernichtung bewahrt. 1949 sei das Ehepaar Schindler mit jüdischen
Ausweispapieren nach Argentinien ausgewandert. Gebannt lauschten
die Realschüler Rosenberg. Gülsen (17) fand den Film erschreckend. Emre (16):
„So was darf nicht noch mal passieren. Man sollte aufpassen, wen man wählt.“
Der Holocaust sei auch in der Familie Thema. „Man darf nicht alles glauben,
was man im Film sieht“, so ein anderer. Am besten solle man sich selbst
informieren. Geschichtslehrerin Sabine Andrejic hofft, dass die Schüler
Lehren aus der Zeit für sich ziehen werden. Rosenberg will
Versöhnung. Ihr Anliegen sei es, der jungen Generation Emilie Schindlers Geschichte zu erzählen. „Ich habe das
Gefühl sonst tut es niemand“, sagt sie und zitiert aus dem Talmud, einer der
bedeutendsten Schriften des Judentums: „Wer ein Menschenleben rettet, der
rettet die ganze Welt.“ (mjn) |