"Neue Formen und Netzwerke der Zeitzeug*innenarbeit, des kritischen Geschichtsbewusstseins und der Demokratiebildung"
Einladung zur Fachtagung "Zur Erinnerung" am 7. Oktober in Mainz
"Was kommt nach den Zeitzeug*innen? Diese Frage bewegt Aktive in der schulischen und außerschulischen Erinnerungs- und Gedenkarbeit zum Themenkomplex Nationalsozialismus zunehmend. Die Erinnerung an die NS-Verbrechen und die Weitergabe von Wissen über diese Zeit wird in Zukunft nicht weniger wichtig werden, im Gegenteil. – Mit größerem zeitlichen Abstand und dem Verlust der Zeitzeug*innen wird sie noch bedeutender. Entsprechend gilt es, neue Ansätze und Formate zu finden, welche die Geschichten und Zeugnisse von Überlebenden der NS-Diktatur und des Holocausts bewahren und weitertragen. Die Fachkonferenz lädt Akteur*innen aus der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit ein, diese Herausforderungen in der Erinnerungsarbeit aufzuzeigen. Gemeinsam wollen wir Ideen für die Bildungsarbeit erarbeiten, die Erinnern und Gedenken in den Kontext einer wehrhaften demokratischen Gesellschaft stellt, die entschieden gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit vorgeht.
Eine Veranstaltung des pax christi Regionalverbandes Rhein-Main und des Bistum Mainz in Kooperation mit dem Haus des Erinnerns - für Demokratie und Akzeptanz, Mainz, dem Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN, dem Maximilian-Kolbe-Werk e.V., Freiburg und der Akademie Erbacher Hof, Mainz."
Weitere Informationen, Programm und Anmeldung: HIER (PDF)
Bildquelle: Bistum Mainz
Video-Mitschnitt des Fachforums 'Dem Hass begegnen' steht online
Für Schulen und weitere Interessierte gibt es jetzt einen frei zugänglichen Video-Mitschnitt des Fachforums „Dem Hass begegnen - Antisemitismus entgegentreten - Handlungsfelder in der Schule“, das am 12. November 2021 im Mainzer Landtag stattfand.
Nach einer Begrüßung durch Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig wurde dort das Buchprojekt „Hass und Versöhnung“ vorgestellt, für das der Autor Reiner Engelmann die Holocaust-Überlebende Henriette Kretz, geb. 1934, und einen Aussteiger aus der Neonazi-Szene zusammenbrachte. Henriette Kretz musste als Zehnjährige miterleben, wie ihre Eltern von den Nationalsozialisten erschossen wurden.
Im Rahmen der Veranstaltung stellte sich die 87-Jährige den Fragen von Schülerinnen und Schülern und diskutierte mit Reiner Engelmann und Dieter Burgard, dem Beauftragten für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, sowie mit jungen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Mainz, wie in Schule mit diesen und anderen Projekten Antisemitismus und anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegenwirkt werden kann. Im letzten Teil des Fachforums stellten zudem verschiedene Beratungsstellen ihre Arbeit und Angebote vor.
Programm zum Download (PDF) - Link zum Video-Mitschnitt (Passwort: imlandtag2021)
Virtuelle Zeitzeugenbesuche 2021
Reale Besuche von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in Schulen sind auf absehbare Zeit nicht oder nur schwer realisierbar. Daher bietet die Koordinierungsstelle schulische Gedenkarbeit und Zeitzeugenbegegnungen für das zweite Halbjahr des Schuljahres 2020/21 die Vermittlung von virtuellen Zeitzeugenbegegnungen an.
Zeitzeugenbegegnungen mit Judith Rhodes - virtuell
In der Zeit zwischen dem 26. April und dem 07. Mai 2021 steht Frau Judith Rhodes als Zeitzeugin der zweiten Generation für virtuelle Zeitzeugenbegegnungen zur Verfügung.
Frau Rhodes ist die Tochter eines Mädchens, das durch die sogenannten Kindertransporte von 1939 dem Holocaust entkommen konnte.
Über 10.000 Kinder jüdischer Eltern konnten damals aus Deutschland gerettet werden. Die meisten von ihnen fanden in Großbritannien Pflegeeltern. Im Rahmen der von NS-Deutschland geduldeten Aktion durften sie aber nur einen einzigen Koffer mitnehmen und mussten ihre Familien, ihre Freunde, ihre Heimat zurücklassen.
Judith Rhodes berichtet als Zeitzeugin der zweiten Generation über das Leben ihrer Mutter in England und darüber, wie sie selbst mit den Erfahrungen der Mutter aufwuchs. Sie hat den kleinen Koffer von Ursula Michel, ihrer Mutter, dabei, mit dem diese am 25. August 1939 nach London geflüchtet war - gepackt voller Erinnerungen, die auf das Leben in Ludwigshafen und der Region hinweisen.
Ergänzend dazu können ein biographisches Quellenbündel und ein Kurzfilm zur Geschichte der Kindertransporte nach England 1938/39 mit dem Titel „Koffer gepackt und überlebt“, die der Verein „Ludwigshafen setzt Stolpersteine e.V.“ herausgegeben hat, eingesetzt werden. Grundlage für Film und Quellenedition bilden die sehr persönlichen Briefe, Bilder, Dokumente und Fotos der Familie. Der Film steht auf der Seite https://www.mkfs.de/unterrichtsideen zum Einsatz bei der Vorbereitung der Videokonferenz zur Verfügung.
Virtuelle Zeitzeugenbegegnungen mit Frau Prof. Erika Rosenberg
In der Zeit vom 09. bis 25. Juni.2021 steht Frau Prof. Erika Rosenberg ebenfalls als Zeitzeugin der zweiten Generation für virtuelle Zeitzeugenbegegnungen zur Verfügung.
Frau Prof. Erika Rosenberg ist als Tochter von nach Argentinien geflohenen Juden und Holocaust-Überlebenden, als Freundin und Vertraute von Emilie Schindler, der Frau des durch den Film „Schindlers Liste“ weltbekannt gewordenen Retters von 1200 Menschen vor der Gaskammer, und als Biografin von Oskar und Emilie Schindler Zeitzeugin der zweiten Generation in mehrfacher Weise. Sie lebt und arbeitet in Argentinien, hat u. a. Biografien über das Ehepaar Schindler verfasst und über deren Helfer und Gegner bei der Rettungstat recherchiert. In jüngster Zeit hat sie sich mit weiteren Helfern und Rettern von Jüdinnen und Juden in der NS-Zeit beschäftigt, wie mit Hilde Albrecht, die 300 Frauen von Auschwitz rettete, mit Carl Lutz, dem Schweizer Diplomaten, der ca. 60.000 ungarische Juden vor dem Holocaust in Budapest rettete, und Don Gilberto Bosques – Saldívar, dem mexikanischen Diplomaten, der zwischen 1939 und 1943 ca. 40.000 Menschen in Frankreich rettete.
Die bei dem virtuellen Zeitzeugenbesuch behandelten Themenbereiche können nach Wunsch jeweils passend vereinbart werden.